Gute Lektüre?!
Lektüre!
Andreas Sator ist der geborene Geschichten-Erzähler. Er schafft es, selbst wenn es um eine ‚unangenehme Nachricht‘ für die Welt geht, Optimismus zu verbreiten und dabei sympathisch an unsere Möglichkeiten und Chancen zu appellieren. Sein Stil zu schreiben und seine Art zu sprechen ist so offen, freundschaftlich zugewandt und entspannt, als würde man sich mit einem guten Kumpel, der zufällig Ökonom ist, bei einem Gläschen über die Welt unterhalten.
Umgeben vom österreichischen (oder eher mitteleuropäischen?) Wohlstands-Pessimismus, kann es manchmal ganz schön herausfordern, den hoffnungsvollen Blick auf die Welt und die eigene Kraft, zu bewahren. Oder auch einfach nur die Welt, in der wir leben, besser zu verstehen.
Andreas Sator zeigt in umfassender aber überschaubarer Thementiefe was sich im Hinblick auf ‚Globale Armut‘ und ‚Klimawandel‘ an den verschiedenen Schauplätzen der Welt abspielt, wo mit vereinten Kräften an Verbesserung für uns und die Erde gearbeitet wird, und wo noch viel Potenzial liegt. Beginnend mit der Geschichte der jeweiligen, thematisierten Welt-Regionen zieht er erzählerisch Linien ins Jetzt, und gibt Ausblicke sowie von Experten empfohlene Anstöße für die Zukunft. In den acht Kapiteln seines Buches teilt er sein Wissen über diese relevanten Themen auf nonchalante, kurzweilige Weise.
Da ruft das lesende Ich: ‚Mehr bitte!‘ Und auch diesem Bedürfnis liefert Andreas am Ende jedes Kapitels weiterführende Literatur-Tipps für Detailinteressierte. In seiner Zusammenfassung an den Kapitelenden zieht er auch für sich Resümee, welche Lehren er sich aus seiner Arbeit mitnimmt, und stupst die LeserInnen ohne erhobenen Finger zum Aktiv werden an.
Nun, nach dem Buch – so unangenehm sind die Fragen von Andreas Sator gar nicht – eher dringend notwendig! Das Buch bestätigt was ich von ihm, seit ich die gleichnamige Serie ‚Alles gut?!‘ im Standard lese, kenne. Hier beschäftigt sich endlich jemand so mit den Fragen über globale Armut, den Klimawandel und die Relevanz der Zusammenhänge, wie ich es mir – und ich bin mir sicher ganz viele andere Menschen auch – bereits lange gewünscht habe. Andreas zeigt auf, dass es nicht eine richtige Antwort auf die großen globalen Fragen gibt. Das wirkt gegen den Schwermut, der sich bei den riesen Problemen unserer Welt gerne breitmacht.
Es müssen immer die richtigen Zahnräder ineinander greifen, um zu einer Besserung beizutragen. Denn: Ausschließlich regional einzukaufen, hilft der Weltwirtschaft nicht. Oder aus Fernost zu kaufen ohne Rücksichtnahme auf die Bedingungen, wie Gegenstände oder unsere Kleidung hergestellt wurde, schafft zwar dort Arbeitsplätze und kurbelt die Wirtschaft in diesen Ländern mit an, hilft aber nicht gegen den Klimawandel. Es hilft auch nicht den Menschen vorort unter fairen Bedingungen arbeiten zu können.
Klar ist auch: Wir Menschen können gar nicht keine Belastung für die Umwelt sein. Es geht um das Finden und Erhalten eines gesunden Kreislaufs. So wie auch unser Immunsystem mit einem gewissen Maß an Belastung zurecht kommt, kann es auch die Erde. Das Ziel von gelebter Nachhaltigkeit ist nicht in vorindustrielle Entwicklungsstadien zurückzukehren, sondern unseren Lebensstil und die gesamte Weltwirtschaft für die Natur und die Menschen gut verträglich zu machen – auch in punkto Fliegen. Selbst wenn es vielen weh tut – unsere Art uns fortzubewegen und sie als unsere Freiheit zu empfinden, müssen wir überdenken. Das heißt nicht gar nicht mehr fliegen, sondern bewusster fliegen und noch bewusster oft einfach nicht fliegen. 😉
Wir müssen gesunde Kompromisse finden, und nach den höchstmöglichen Standards streben. Wir müssen die eigene Stimme erheben und besonders da einwirken, wo wir selbst richtig gut sind – wie in unseren eigenen Beruf(ung)en. So können wir Einfluss nehmen. Gemeinsam als Gesellschaft sollten wir durch die Art wie wir unsere Leben gestalten Druck auf Weltwirtschaft und Politik ausüben.
– aber gerecht ist sie nicht.
Das ist wohl war. Aber die Welt ist im Wandel, sie ist immer in Bewegung und wir sind es auch. Wie Andreas die Welt erklärt, setzt trotz aller Ungerechtigkeiten und Ungereimtheiten dieser verrückten Welt eine zusätzliche Superpower frei, an ‘unseren’ Themen dran zu bleiben. Mit seinem ökonomischen Know-How kann er hier aus dem Vollen schöpfen und ist total in seinem Element.
Die Ehrlichkeit mit der er Fragen selbst an sich stellt, die Gegenüberstellung dessen wo wir geschichtlich in Österreich im Gegensatz zu den Ländern stehen, die noch stark in ihrer frühen industriellen Entwicklung stecken, haben mir neue Erkenntnisse und Einsichten für meinen Blick auf die Welt gegeben. Für mich also eine für alle nachhaltig (Kreativ-)Schaffenden sehr empfehlenswerte Lektüre. Wir können großen Einfluss in unserer Arbeit nehmen. Selbst wenn wir es vielleicht zuerst ‘nur’ über unser eigenes Image wie durch die Beschäftigung mit uns und unseren ‚side projects‘ tun können.
Unsere Stimme und unsere Selbstverantwortung sind Grundrechte, die wir uns lange erkämpft haben. Wenn wir dran bleiben, ist alles möglich und somit kann alles noch gut werden!