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Schön gesehen: Gut gegen das Vergessen

6 min
Ingrid S. Hofer
Menschen kamen, um die Bilder zu reparieren © Caritas

Luigi Toscano, der deutsch-italienische Fotograf, wollte am Wiener Ring mit seiner Ausstellung ‘Gegen das Vergessen’, wie bereits an 15 anderen Orten in Europa und den USA, ein starkes Zeichen setzen. Und genau hier bei uns in Österreich, in unserem Wien, wo die Ausstellung so tragend auf die Geschichte dahinter trifft, wird aus einem Akt der puren Widerlichkeit gegen dieses bedeutende Kunstprojekt ein richtig wellenschlagendes Social Design Projekt.

Bilder von Holocaust Überlebenden, mehrmals zerstört durch Vandalismus. Wer dahinter steckt, wissen wir nicht. Was wir jedoch wissen ist, dass es an anderen Ausstellungsorten laut Initiatoren keine vandalistischen Akte gab. Wer gesehen hat, wie die zerstörten Bilder mit ihren fehlenden Gesichtern die Dramatik unserer grausamen Historie unterstrichen, kommt nicht umhin davon auszugehen, dass antisemitische Beweggründe dahinterstecken. Und genau das trifft hier bei uns in Österreich einen besonders wunden Punkt.

Natürlich könnte das dazu verleiten Hassgefühle in den Vordergrund zu stellen. Doch so sind wir ÖsterreicherInnen einfach auch nicht. Es trifft uns fürchterlich, ja! Aber auf den Hass mit Hass reagieren? Nein! Oder tatenlos zusehen wie die berührenden Bilder der Holocaust Überlebenden wieder und wieder zerstört werden? Nein, auch das nicht!

Ganz viele von uns wollen
einfach gemeinsam an einem
richtig guten Leben feilen.

Genau das zeigte in diesen Tagen auch die spontane Aktion der Wien YoungCaritas mit einigen, weiteren Initiativen und vielen Privatpersonen. Die zerstörten Bilder wurden kurzerhand in gemeinschaftlicher Arbeit repariert. Eine Mahnwache ließ bis zum Ausstellungsende heute morgen keinen weiteren Angriff auf die Bilder zu.

Die Stimmung zu den Vorfällen wandelte sich innerhalb kürzester Zeit. Die Medien überschlugen sich. Alle berichteten von der Kraft der Gemeinsamkeit, die durch diese Aktion entstand – von Regionalzeitungen bis zur ‘Washington Post’. Auf Facebook teilten die Menschen reihenweise Berichte von den Initiatoren und Leuten vorort, die uns an dem wunderbaren Zusammenschluss dieser vielen Menschen teilhaben ließen. Die einen hielten Mahnwache, andere verköstigten diejenigen, die aufpassten. Sie alle traten stark für die gemeinsame Vision einer lebenswerten Gesellschaft auf.

Die Kunstwerke, die an sich bereits in großem Maße berührend und einzigartig waren, wurden dadurch nochmal in ein anderes Licht gerückt. Das Haus der Geschichte Österreich sowie das Wien Museum entschlossen sich, aufgrund der Ereignisse, einige der Bilder in ihre Sammlung aufzunehmen und somit unter Denkmalschutz zu stellen.

Es ist wie der Höhepunkt einer besonderen Dramaturgie – zum richtigen Zeitpunkt, am richtigen Ort, passend zur Geschichte fügt sich alles so, dass eine einzigartige Stärke daraus entstehen kann. Es würde mich nicht überraschen, wenn das eine oder andere gesellschaftlich wertvolle Projekt genau in diesen Stunden und Tagen in Wien ihren Ursprung gefunden hat.

Dort wo jemand in seiner Zerstörungswut einen Samen für Hass gesäht hat, kamen Menschen zusammen und streuten Samen der Humanität und des Zusammenhalts darüber. Wir sehen: die Liebe ist größer und am Ende auch stärker, es hängt nur von uns ab.

Es ist noch kaum zu fassen was hier entstanden ist – die Dynamik ist unglaublich. Ich habe so viele schöne, emotionale Posts auf Facebook dazu verfolgt. Eine Künstlerin hat die zerstörten Bilder sogar gemalt. Aber, am besten schauen Sie selbst, wenn Sie es nicht sowieso schon getan haben. Unter anderem der Fotograf selbst, Luigi Toscano, sowie der Geschäftsführer der Caritas Wien Klaus Schwertner teilten diese Woche und teilen noch laufend Berichte zu den Entwicklungen – so wie viele andere mehr.

Ich finde das ist richtig groß – ja das ist Gesellschaft at it’s best!

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Fotocredits: © Fotos by Caritas