Sea Chair
Das Designer-Duo hat dieses Projekt bereits 2012 auf die Welt gebracht. Seit Herbst 2019 finden wir es in Wien im MAK DESIGN LAB.
Sea Chairs. Einfach gebaute Hocker – Aus Plastikmüll auf hoher See geschmolzen und gegossen. Roh. Reduziert. Industrial. Genauso wie der Film, der die Geschichte dazu erzählt. Er zieht mich sofort in seinen Bann. Episch in seinen Bildern, seiner Dramaturgie, den langsamen, bedachten Übergängen – berührend in der stimmigen Musik. Der Film kommt ganz ohne Worte aus. Gerade das lässt ihn lange nachwirken. Beim Betrachten fühlt es sich wie ein Ritual an, das die Fischer auf ihren Booten leben. Ein Ritual, das sie begleitet und dem Müll fischen neben dem Fische fischen Sinn gibt.
Plastikabfall in verschiedenster Form und Farbe. Die Fischerleute ziehen es bei ihrer Arbeit mit den Netzen mit aus dem Meer, schmelzen es auf den Booten und gießen die Plastikreste in ihre neue Form. Fertig für den Gebrauch. Design und Handwerk, das einem das Gefühl von Ursprünglichkeit bewahren vermittelt. Eine gute Antwort von so vielen möglichen. Nebenbei sind diese Hocker lässige Einzelstücke – in jedem vereint sich die Message von Design und Sinn.
eine bessere Welt!
Die Zeit eilt
Denn es ist längst kein Geheimnis mehr, dass die Weltmeere und ihre Bewohner an unserem Plastik ersticken. Es benötigt Jahrzehnte bis Jahrhunderte, damit unser Plastik durch Wasser, Wind und Wetter in kleinere Bestandteile zermahlen wird. Doch selbst dann ist es noch da – im Meer, in den Fischen, in unserem Kreislauf, und letztlich in uns. Heute verschmutzen bereits etwa 100 Millionen Tonnen Plastikabfall die Weltmeere. Schätzungen gehen davon aus, dass 2050 schon mehr Plastik als Fische in den Meeren schwimmen werden. Innehalten und tief durchatmen, denn sonst bleibt mir die Luft bei weiteren Gedanken darüber weg. Es ist eine traurige Bilanz.
Das können wir doch besser, oder?
Der Anstoß von Studio Swine macht bewusst an wie vielen Hebeln wir ansetzen können – was Design kann und noch viel mehr sollte. Bei einem Projekt wie diesem geht es an dem Punkt, denke ich, auch weniger um die Frage, wie die Hocker genau auf hoher See produziert werden oder wie die Produktion sinnvoll und nachhaltig ausgerollt werden könnte. Auf lange Sicht müssen wir uns auch vor den Schadstoffen, die Plastik beim Gebrauch an uns abgibt, sorgen.
Hier steht die Reflexion im Vordergrund – das kritische Betrachten, die Ansätze die wertvolle, zukunftsorientierte Design-Konzepte in sich tragen. Sie schaffen neue Möglichkeiten. Projekte wie diese bestätigen einfach, dass es nicht eine Lösung gibt, sondern, dass wir in viele Richtungen denken sollen, neue Flexibilität in unserem Denken und Handeln schaffen müssen. Wenn wir mit dem Gefühl in die Welt gehen, etwas verändern zu können, verändern wir zwar nicht alles von heute auf morgen, doch wir sehen an allem was wir anfassen, dass letztlich wir die Lösung sind.